Tod durch Trojaner

 

„Rufen Sie im Internet die Adresse spasmomedico.com auf. Unter dem Menüpunkt „Dosis“ können Sie ersehen, welche Menge des Medikamentes Sie verabreichen müssen, damit sich der Zustand Ihrer Frau stabilisiert. Der Notarzt kommt sofort, wenn er den nächsten Patienten behandelt hat.“ Kurt legte auf und dreht sich zu seinem Laptop um, den er bereits hochgefahren hatte. Er wollte das Netz mit seinem Browser öffnen, aber zunächst geschah nichts. Nach einer Weile erschien eine weiße Seite mit Text auf dem Schirm. Er erkannte das Symbol der GEMA. „Sie haben das Urheberrecht verletzt. Deswegen ist ihr Computer gesperrt. Er wird erst dann entsperrt, wenn Sie 100 Euro auf….überweisen…“. Kurt fluchte. Nicht auch noch das! Er versuchte, die angezeigte Seite durch durch das Drücken einiger Tastenkombinationen zu umgehen. Jedoch nichts half. Er konnte lediglich über das gleichzeitige Drücken von ALT, STRG und ENTF aus der Seite heraus, aber die dringend benötigte Information konnte er nicht abrufen. Verzweifelt griff er erneut zum i-phone. Er drückte auf Wahlwiederholung, der Anschluss des ärztlichen Notdienstes war jedoch besetzt. Er blickte zum Bett hinüber, auf dem Nora, seine Frau, lag. Sie röchelte und dann durchzog ein Spasmus ihren Körper. Verzweifelt versuchte Kurt es noch einmal, ins Netz zu kommen, um an die dringendst benötigte Information zu gelangen. „Verdammt, es muss doch irgendwie gehen!“ rief er verzweifelt. Nach weiteren 5 Minuten gab er auf und blickte erneut zu Nora hinüber. Wieder verkrampfte ihr Körper. Es war das letzte Mal. Nach einem leisen Seufzer schien sich ihr Körper zu entspannen. Sie war tot. Als Kurt erkannte, dass ihr Kampf verloren war, schrie er vor Wut auf, griff nach seinem Laptop und warf ihn mit Wucht gegen die gegenüber liegende Wand.

„Wir kennen diese Trojaner, mit denen Internetkriminelle versuchen, Geld zu verdienen.“ Der Inspektor blickte von den Unterlagen auf seinem Schreibtisch auf. Uns ist allerdings noch nie ein so tragischer Fall zu Ohren gekommen wie der Ihre. Wir haben jetzt eine Methode gefunden, wie wir diesen Hackern auf die Spur kommen können. Einer unserer Strohmänner ist zum Schein auf die Forderung der vermeintlichen GEMA eingegangen. Durch einen Trick, der im Wesentlichen in einer Codierung der geforderten Zahlung besteht, können wir den Weg dieser Überweisung bis zum Empfänger verfolgen. Sobald dieser seine Überweisung einzieht, können wir zuschnappen.“

Kurt nickte. Obwohl der Tod seiner Frau bereits 2 Monate zurück lag, hatte er sich immer noch nicht gefangen. Er kochte immer noch vor Wut, wenn er sich vorstellte, dass irgend ein Freak durch seine Gewinnsucht Nora umgebracht hatte.

2 Wochen später erfuhr er, dass die Polizei einen 25-jährigen Mann unter dem Verdacht festgenommen hatte, Autor der gefälschten GEMA-Seite zu sein. Nach dem ersten Verhör wurde dieser junge Mann aus Mangel an Beweisen jedoch wieder frei gelassen. Kurt recherchierte und fand die Adresse des Mannes heraus. Auch ein Foto konnte er organisieren, so dass der Täter für ihn nicht nur einen Namen hatte, sondern auch ein Gesicht bekam.

Eines Abends legte er sich in seinem Opel vor der Haustür des Täters auf die Lauer. Als dieser kurz nach 21 Uhr das Haus verließ, folgte Kurt ihm einige Meter, griff ihn dann mit einer Hand und drehte ihm den rechten Arm brutal auf den Rücken. Mit der anderen Hand presste er dem Mann einen mit Äther getränkten Lappen vor Mund und Nase. Etwa 20 Sekunden lang wehrte sich der junge Mann, dem Kurt jedoch körperlich deutlich überlegen war. Als der Widerstand nachließ, schleifte Kurt den Körper des Jungen zu seinem Wagen, öffnete die Beifahrertür und wuchtete ihn auf den Sitz. Er schnallte ihn an und brachte den Beifahrersitz in eine solche Position, dass der Körper nicht vornüber kippen konnte. Kurt blickte sich um. Es war niemand zu sehen. Er stieg in den Opel und startete den Wagen, fuhr zu seinem Haus, öffnete das automatische Garagentor mit seiner Fernbedienung und schloss es wieder, nachdem der den Wagen in die Garage gefahren hatte. Dann schleppte er den Körper, nachdem er verhindert hatte, dass die Betäubung seines Opfers nachließ, in den Keller des Hauses. Dort fesselte und knebelte er ihn.

Danach setzte sich Kurt in die Küche, atmete auf und öffnete eine Flasche Rotwein. Sven Larson hieß der Mann, der von jetzt ab sein Mitbewohner sein würde. Wie würde er mit ihm umgehen? Was hatte er mit ihm vor? Kurt hatte sich in der klassischen Krimi- Literatur fachkundig gemacht. Bei Henning Mankell und bei Stieg Larrson , aber auch bei Nösby war er fündig geworden. Der Film „Slumdog-Millionär hatte ihm weitere Hinweise gegeben..Er hatte einen Notizzettel angelegt, auf dem er sich Behandlungsmethoden vorgemerkt hatte.

Am nächsten Morgen ging er nach dem Frühstück in den Keller. Er blickte in die blutunterlaufenen Augen seines Opfers. Er entfernte den Knebel aus Larssons Mund, was dieser damit quittierte, dass er Kurt ins Gesicht spukte und sogleich unflätig zu schimpfen begann:“Was soll diese Scheiße? Binde mich los, du Idiot! Ich werde dafür sorgen, dass sie dich einbuchten! „ Kurt blieb erstaunlich gelassen dafür, dass die Wut in ihm hoch kochte, dass der Mann vor ihm den Tod seiner Frau verschuldet hatte. Seelenruhig wartete Kurt das Ende des Wutanfalls seines Opfers ab und erklärte ihm dann sein Motiv für sein Kidnapping. „Was kann ich dafür, wenn du zu dämlich bist, einen Trojaner zu beseitigen?“ entgegnete Sven. Allmählich fiel es Kurt schwer, sich unter Kontrolle zu halten. Seine Hände zitterten, als er sich mit einem Hammer und einem kleinen Nagel der gefesselten rechten Hand von Sven näherte. „Was hast du vor, du Spinner?“ rief Sven schon halb in Panik aus. Kurt setzte den Nagel am Fingernagel von Svens Daumen an und trieb ihn mit einigen wuchtigen Schlägen zwischen die Haut und den Fingernagel. Sven heulte auf. Kurt hielt einen Moment inne und setzte dann seine Aktivität fort. Sven schrie auf. „Diese Finger werden sobald keine Tasten von Computern berühren“, murmelte Kurt und wandte sich dem nächsten Finger der rechten Hand zu. Einerseits besänftigten Svens Schreie Kurts Rachegefühle, andererseits ging ihm das Geschrei auf die Nerven, so dass er den Knebel in Svens Mund schob, was dieser mit einem heftigen Schnauben und aus den Höhlen quellenden Augen dokumentierte. Nach weiteren 10 Minuten hatte Kurt erst einmal genug. Als er sich von Sven entfernte, sah er einen großen nassen Fleck auf dem Fußboden unterhalb von Svens Körper und ebenfalls einen solchen auf Svens Hose zwischen seinen Beinen. Sven nahm einen Lappen, wischte den Fleck vom Boden und ersetzte den Knebel durch diesen Lappen.

Oben in der Küche machte er sich einen Tee und warf einen Blick auf seine to-do-Liste. Er holte einen Bambus-Stab, den man zur Befestigung von Pflanzen benutzt, aus einem Schrank und spitzte ihn mit einem Messer auf der einen Seite zu. Dann stieg er wieder in den Keller hinab und sah, dass Sven bewusstlos auf seinem Stuhl hing. Er entfernte den Lappen aus seinem Mund und übergoss Svens Kopf mit eiskaltem Wasser. Dieser erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit und stöhnte. „Hör auf mit dem Scheiß!“ Was muss ich tun, damit du aufhörst?“ – Kurt sagte leise:“ Wenn du dein Verbrechen einsiehst und mich intensiv um Entschuldigung bittest, hast du noch eine winzige Chance zu überleben. Aber ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder einen Computer programmieren wirst. Vorher wirst du einen Teil des Schmerzes empfinden, den ich empfinde, wenn ich an den Tod meiner Frau denke.“Er riss den Stoff von Svens rechtem Hemdsärmel auf und trieb den Bambusstab in dessen Unterarm. Ein gellender Schrei ließ nicht lange auf sich warten, bis ein neuer Knebel dem Schrei ein Ende bereitete. „So, das war die Mankell-Methode“, murmelte Kurt vor sich hin.

Er entschied sich dafür, die auf seinem Notizzettel vermerkten Foltermethoden nicht alle zu praktizieren, sondern das Verfahren abzukürzen.

In der nächsten Folge wird eine Hypno-Page erfunden, die alle Abzocken der Vergangenheit in den Schatten stellen!!! Bis zum nächsten „Tödlichen Trojaner“!

Wer zum Teufel ist Onkel Paul?

**Rrriiiiinnnnggg, rrriiiinnnngg,** 
Hallo?
**’Hallo Schatz, hier ist Papi.*Ist Mama irgendwo in der Nähe? 

**Nein, Papa.*Sie ist oben im Schlafzimmer mit Onkel Paul.*
Papa nach einer kurzen Pause:
Aber Schatz, du hast gar keinen Onkel mit Namen Paul! 
Oh doch! Und der ist oben mit Mama im Schlafzimmer. Jetzt gerade!
Kurze Pause
Okay. Pass mal auf Schatz! Ich möchte, dass du etwas für Papa tust. Lege den Telefonhörer mal auf  das Regal, dann lauf mal nach oben und klopfe an die Schlafzimmertür. Dann rufe ganz laut: Mama, Papas Auto kommt gerade die Auffahrt hoch!
Okay, Papa. Mach´ich!
Ein paar Minuten später… kommt die Kleine zurück ans Telefon.
Ich hab´alles gemacht, was du gesagt hast, Papa!

Fein! Und was ist dann passiert?
Also Mama hat fürchterliche Angst bekommen, ist aus dem Bett gesprungen mit ohne Kleidung an und ist ´rumgelaufen und hat laut geschrien. Dann ist sie über den Teppich gestolpert und hat sich den Kopf am Kleiderschrank gestoßen. Jetzt bewegt sie sich gar nicht mehr!

Ach, du lieber Gott! Und was ist mit Onkel Paul?
Der ist auch aus dem Bett gesprungen mit ohne Kleidung. Er war total erschrocken und ist dann aus dem hinteren Fenster gesprungen. Mitten in den Swimming Pool. Der wusste bestimmt nicht, dass du das Wasser ´rausgelassen hast um ihn sauber zu machen. Der ist mit dem Kopf auf den Boden geknallt. Jetzt sieht er aus wie tot.
Lange Pause

Papa: Swimming Pool? Bin ich verbunden mit 05151 53308?
Nee,ich glaube das ist nicht unsere Nummer. Bist du überhaupt mein Papa?

Mit Pfeil und Bogen…………………………………..

120509 The Year After – Opa Scherzmacher – Mit Pfeil und Bogen

bitte spielen: G: Elemente/ Trailer/The Year After

ANMOD: Kinder sollen draußen spielen – gerade jetzt in der warmen Jahreszeit. Sich bewegen, mit anderen Kindern Streiche aushecken, das ist bestimmt gesünder, als vorm Fernseher oder vorm Computer zu sitzen. Dass Kinderspiele nicht immer ungefährlich sind, zeigt die heutige Geschichte von Short-Stories mit dem Titel „Mit Pfeil und Bogen“.

Hallo liebe Hörerinnen, liebe Hörer. Nach langer Zeit meldet sich bei Ihnen Opa Scherzmacher wieder einmal. Meine beiden Enkel Ute und Christian gedeihen prächtig. Das kann man wirklich nicht anders sagen. Jetzt in der hellen und warmen Jahreszeit spielen sie draußen, wann immer es geht und meine Tochter es ihnen erlaubt.
Neulich zum Geburtstag bekam Christian eine Indianer-Ausrüstung samt Pfeil und Bogen von mir geschenkt. Meine Tochter betrachtete das Geschenk mit Argwohn, denn sie witterte Gefahr im Anzug, insbesondere was Pfeil und Bogen angeht.
Christian war denn auch nach einer Weile verschwunden. Als ich aus dem Wohnzimmerfenster blickte, entdeckte ich ihn auf der Straße. Er trug seinen Federschmuck auf dem Kopf und versuchte mühsam, den Pfeil in dem Bogen zu spannen. Er rutschte jedoch mit dem Pfeil immer wieder ab. Er war kurz davor aufzugeben, als es endlich klappte. Mehrfach schoss er den Pfeil die Straße hinauf. Es war kein parkendes Auto zu sehen, so dass seine Aktionen ohne Folgen blieben. Irgendwann begann die Schießerei auf der Straße langweilig zu werden, so dass sich Christian ein neues Ziel für seinen Pfeil suchte. Er blickte mehrfach zu dem Ahornbaum vor unserem Haus hinüber und entschied sich dann, den Baum zu erschießen. Er legte seinen Kopf in den Nacken, zielte und schoß den Pfeil in Richtung der oberen Äste. Der Pfeil stieg in die Höhe. Als er zurückkam, duckte sich Christian und schützte sein Gesicht mit den Händen. Gleich darauf versuchte er es noch einmal und… der Pfeil blieb in etwa 4m Höhe an einem Ast hängen, unerreichbar für den kleinen Christian. Zunächst sah er etwas bedröppelt aus, wie er so da stand und sich den Pfeil betrachtete. Einen Moment später tauchte  seine Schwester Ute auf. Sie kam von dem Besuch einer Freundin in der Nachbarschaft zurück. Sie erkannte das Problem ihres Bruders und gab ihm gestenreich irgendwelche Tipps, die ich jedoch hinter dem geschlossenen Wohnzimmerfenster nicht verstand. Schließlich beobachtete ich, wie Ute den Bogen nahm und versuchte, ihn dem Pfeil hinterher zu werfen. Vier Würfe waren erfolglos. Der fünfte Wurf brachte dann ein Ergebnis. Es war jedoch nicht das gewünschte , denn der Bogen blieb ebenfalls im Baum hängen. Nun konnte man zwei ratlose Kinder beobachten, die beratschlagten, was zu tun sei. Dann entfernte sich Christian in Richtung Feldweg und kam mit einem großen Stein zurück. Er gab ihn Ute, weil er ihr wohl mehr Wurfkünste zutraute als sich selbst. Wieder einige Versuche, einer davon verfehlte den Kopf von Christian knapp, so dass ich mir überlegte, meine Position im Wohnzimmer zu verlassen, um mich einzumischen. Doch dann fielen plötzlich Stein und Pfeil gleichzeitig herunter. Christian und Ute triumphierten. In diesem Moment sah ich, wie sich fast gleichzeitig das Küchenfenster unseres Hauses und das Fenster unserer Nachbarin öffneten. Unsere Nachbarin, das ist Ulrike, die netteste und attraktivste Witwe, die mir seit langem begegnet ist. Um zu verstehen, was sich nun dort auf der Straße abspielen würde, kippte ich das Wohnzimmerfenster an, um besser verstehen zu können, was die Mütter nun sagen würden. Die Nachbarin rief:“ Nehmt doch unsere Harke! Die steht in der Toreinfahrt. Die ist lang genug. Damit könnt ihr den Bogen bestimmt angeln.“ Im gleichen Moment hörte ich meine Tochter rufen:“Einen Ball. Nehmt doch einfach einen Ball und werft nach dem Bogen. Ihr werdet sehen, irgendwann klappt es.“ Irritiert blickten Ute und Christian von der Nachbarin zur Mutter und umgekehrt. Zwei Vorschläge zur gleichen Zeit? Das war doch klar eine Überforderung.
Ich hielt es auf meinem Platz im Wohnzimmer nicht mehr aus und stürmte auf die Straße, um den Kindern zu helfen. „Hallo Opa, gut dass du kommst!“ begrüßte mich Ute. Ich blickte zu meiner Tochter hinüber, die immer noch aus dem Küchenfenster blickte. Sie schüttelte mit dem Kopf, als  wollte sie sagen:“Halt dich da raus! Die Kinder müssen selbst lernen, wie sie solche Probleme lösen.“ Ich ließ mich jedoch nicht irritieren, schnappte mir die Harke aus der Toreinfahrt und erlöste den Bogen aus seiner Gefangenschaft in einem der Äste. Die Kinder freuten sich, umarmten mich und feierten mich als eine Art Helden, der ein für sie unüberwindbares Problem gelöst hatte.
Ich übersah den strafenden Blick meiner Tochter und lud sie alle zum Eis ein. Auch unsere Nachbarin, zu der ich seither ein noch besseres Verhältnis habe. Wer weiß, vielleicht wird aus uns beiden doch noch etwas. Darüber denke ich nach, während ich Christians Pfeil durch meine Hand gleiten lasse.

ABMOD: Nun hat Opa Scherzmacher vom Spiel seiner Enkel profitiert. Ob mit der Nachbarin etwas läuft, erfahren wir vielleicht aus einer späteren Geschichte von Short Stories.

Frühstück satt!!!

120502 The Year After- Frühstück satt
bitte spielen: G:Elemente/Trailer/ The Year After
ANMOD: „Man gönnt sich ja sonst nichts..“ ist einer der beliebtesten Sprüche der Deutschen. Nicht nur arbeiten, sondern sich einmal etwas gönnen, das ist sicherlich sinnvoll. Wenn man sich allerdings die steigende Zahl von Übergewichtigen anschaut, kann man den Eindruck bekommen, dass sich zu viele Menschen zu viel gönnen. In der heutigen Geschichte von Short Stories genießt ein Ehepaar ein opulentes Frühstück. Was daraus wird, erfahren sie gleich….
Frühstücken im schwedischen Möbelhaus, das  war für ihn ein Traum. Für diesen Traum war er bereit, 60km weit zu fahren. Mit seiner jungen Frau Roswitha bog er in seinem roten smart-cabrio vom Messeschnellweg in die Einfahrt zum Möbelhaus ab und suchte einen Parkplatz. Wie auf einer weit geschwungenen Wendeltreppe fuhren sie die Auffahrt in den ersten Stock des dreistöckigen Parkhauses hinauf. Dort oben auf der riesigen Parkebene fanden sie nur 4 andere Fahrzeuge vor. „Hier haben wir ja mächtig Auswahl“, freute sich Paul und suchte einen Platz in der Nähe des Ausganges zum Lift.
„Hoffentlich finden wir nichts Großes, was du unbedingt kaufen möchtest“, meinte Roswitha mit sorgenzerfurchter Stirn. „Vielleicht hätten wir doch lieber deinen Benz nehmen sollen.“ -“Quatsch, wir wollen doch nur frühstücken“, versicherte Paul und betätigte die Zentralverriegelung.
Beide schoben ihre vollschlanken Figuren in den Lift und fuhren in das Stockwerk, wo sich das Restaurant befand. Sie nahmen sich ein Tablett und Paul lief bereits das Wasser im Mund zusammen, als er an das Lachs-Frühstück dachte, das ihnen nun bevorstand. Kaffee und Orangensaft gab es so oft und so viel man wollte. Roswitha bediente sich noch an einem Teller mit Bolletje, den schwedischen Mettbällchen, die sie so liebte. Allmählich stellte sich ein Sättigungsgefühl ein, und nach der 4.Tasse Kaffee spürte Roswitha ihren Puls deutlich beschleunigt. „Ach, das tut gut!“ stöhnte Paul und wischte sich den Mund mit seiner Serviette. „Lass uns noch einen kleinen Rundgang machen“, schlug er vor. „Aber nichts Großes kaufen“, mahnte sie,“wir sind schließlich nur mit dem Smart da.“ – „Ich weiß,“ erwiderte er, „was meinst du, warum ich nur den kleinen Wagen genommen habe?“  So schlurften sie gestärkt durch das Labyrinth des Kaufhauses bis zum Ausgang. „Lass uns noch ein bisschen von der guten schwedischen Schokolade mitnehmen!“ schlug Paul vor. „Aber nicht zu viel“, mahnte sie,“Guck dir mal dein Hüftgold an! Bald passt du nicht mehr in meinen Wagen.!“ Er beließ es bei vier 200gr-Tafeln, die er in ihre Einkaufstasche steckte. Nach dem Bezahlen gingen sie in Richtung Lift.  Er drückte den Knopf für das gewünschte Stockwerk und bald darauf entschwebten sie in Richtung erster Stock. Die Lifttür öffnete sich und sie erstarrten. Die Parkebene vor ihnen war bis auf den letzten Platz besetzt, wo noch vor etwas mehr als einer Stunde noch gähnende Leere gewesen war. „Mann, hat sich das aber schnell gefüllt“, meinte Roswitha und machte sich auf den Weg zum Auto. Sie konnten ihn nicht erkennen, da ihr Fahrzeug das Kürzeste von allen war. Aber Paul hatte sich die ungefähre Position  des Autos gemerkt und ging zielstrebig in die entsprechende Richtung. Leider verdeckten auch hier Lieferwagen und SUVs seine Sicht, so dass sie immer weiter gingen und ihre Blicke suchend umher schweiften. Der rote Smart blieb verschwunden. „Der ist weg“, brachte Roswitha das Problem auf den Punkt. „Das gibt’s doch gar nicht!“ erwiderte Paul und schüttelte seinen Kopf. „Der ist geklaut worden“, mutmaßte Roswitha eine Weile später. Paul fühlte Stress in sich hoch kommen und griff instinktiv nach Roswithas Einkaufstasche, um eine der soeben gekauften Schokolade-Tafeln herauszuangeln. Geräuschvoll öffnete er die Verpackung und biss in die Riesentafel. Roswitha schlug das Herz bis zum Hals. „Wir gehen zur Rezeption und rufen die Polizei“, schlug sie vor.  Sie machten sich auf den Weg zum Lift, um ins Erdgeschoss hinabzufahren.  Sie wollten gerade in den Lift steigen, als Roswitha aufschrie:“Da vorn ist doch die Rezeption!“ Wir müssen gar nicht Lift fahren!“ Nun waren beide verwirrt. „Du, wir sind im Ergeschoss!“ kapierte Paul und fasste Roswitha an der Schulter.“Mann, sind wir blöd“, fasste sich Roswitha an die Stirn. „Wir müssen doch in den ersten Stock!“ Paul stöhnte auf und begann sich zu entspannen. Vor lauter Erleichterung konnten sie nicht auf den Lift warten, sondern kletterten mühsam die Treppe hinauf. Sie wankten atemlos in Richtung Parkdeck und fanden dort nicht nur 12 abgestellte Fahrzeuge, sondern auch ihren Smart. Als sie erleichtert einsteigen wollten, entdeckte Paul einen Zettel hinter dem Scheibenwischer. Er schob seine Brille auf der Nase zurecht und las laut vor: „Unser Möbelhaus begrüßt Sie als unseren Glücksparker. Sie haben ein Lachsfrühstück mit allem Drum und Dran für ihre ganze Familie gewonnen. Dieser Gutschein ist heute den ganzen Tag einlösbar. Wir wünschen einen guten Appetit!“  Roswitha verdrehte die Augen. Paul blickte zu ihr hinüber und stöhnte auf. „Na ja, dann wollen wir mal“, meinte er, schlug die Wagentür zu und bewegte sich mühsam in Richtung Restaurant.

ABMOD: Manchmal fällt es schwer, Maß zu halten. Wie so etwas enden kann, das erzählte die Geschichte „Frühstück satt“.

Ich, der Wohltäter

Sicherlich haben Sie von dem Braunschweiger Wohltäter gehört oder gelesen, der verschiedene karitative Einrichtungen in Braunschweig und Umgebung unterstützt hat. Er hat jeweils einen Umschlag mit 10000.-€ in Briefkästen, unter Läufern im Eingangsbereich der jeweiligen Einrichtung deponiert und hat sich dann aus dem Staub gemacht. Diese Gaben haben bei den Nutznießern dieser Spenden Irritationen und anschließend große Freude ausgelöst.
In den Medien haben diese Wohltaten ein großes Echo gefunden. Das Alles ist bekannt. Nur eine Tatsache weiß niemand – außer mir. Denn ich bin der Mann, der meistens nachts so um vier Uhr morgens ein Altersheim in meiner Umgebung, eine Kirche oder einen Kindergarten aufsucht, um dort Umschläge mit Geld zu hinterlegen. Ich erzähle Ihnen das, weil wir hier unter uns sind. Ich bitte Sie, diese Nachricht für sich zu behalten, denn ich möchte – aus sicherlich verständlichen Gründen – anonym bleiben.
Warum ich das tue? Was mich antreibt?
Damit Sie mich und meine Motive verstehen, muss ich etwas ausholen. Ich bin Eigentümer eines mittelständischen Unternehmens aus der Möbelbranche. Ich habe durch die Produktion von sehr hochwertigen Sitzmöbeln in sehr eigenwilligen Design eine Marktlücke gefunden, die mich nicht gerade reich, aber doch wohlhabend hat werden lassen. Gern würde ich meinen Betrieb in 2-5 Jahren an eines meiner Kinder weitergeben, wenn da nicht ein Problem wäre… Meine beiden Kinder Kathrin und Paul sind .. na, wie soll ich es als Vater formulieren? Sie sind nicht das, was man unter wohlgeraten versteht. Sie liegen sich ständig in den Haaren und haben auch zu mir ein eher gebrochenes Verhältnis.
Woher das kommt? Na ja, das im Detail zu erklären würde jetzt wirklich zu weit führen. Natürlich hat man als Selbständiger zu kämpfen und wenig Zeit, um sich um Kinder und deren Erziehung zu kümmern. Als Paul gerade einmal 13 Jahre alt war, wurde er in einer Disco, in der er sich gar nicht hätte aufhalten dürfen, mit Drogen erwischt. Es war sicherlich nicht sehr fair von mir, dass ich die ganze Schuld an dem Malheur meiner Frau Marianne in die Schuhe schob, aber es nervte mich damals, dass sie, statt sich um die Kinder zu kümmern, sich nur in Fitness Studios und Beauty Salons herumtrieb. Als Kathrin mit 16 Jahren schwanger wurde und eine Abtreibung hinter sich brachte, kam es zwischen Marianne und mir zu einem heftigen Streit über ihre Lebensführung und, wie ich es sah, Vernachlässigung der Kinder. Als sich dann noch herausstellte, dass Marianne ein langjähriges Verhältnis mit meinem Prokuristen hatte, trennten wir uns.
Ich habe in den folgenden Jahren immer wieder versucht, ein neues und gutes Verhältnis zu meinen Kindern aufzubauen, aber vergebens.
Ich versuchte, meine Arbeit zu reduzieren und einfach mehr Zeit mit ihnen zu verbringen, aber es war zu spät. Paul lebt in einer Wohngemeinschaft und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser,
Kathrin wohnt mit einem erfolglosen Rockmusiker zusammen, mit dem sie ein Kind hat. Meine Enkeltochter habe ich nur einmal gesehen. Meine Tochter hält mich von ihr fern. Mich macht das sehr traurig.
Wenn ich eine Zwischenbilanz meines bisherigen Lebens ziehe, so fällt diese nicht sehr positiv aus.
Ich möchte etwas Gutes tun. Natürlich könnte ich – wie andere erfolgreiche Unternehmer auch – für wohltätige Zwecke spenden, für „Ärzte ohne Grenzen“ habe ich alljährlich eine größere Summe gespendet. Aber ich habe entdeckt, dass es auch in meiner näheren Umgebung viele Möglichkeiten gibt, Gutes zu tun. Allerdings möchte ich nicht als Wohltäter in Erscheinung treten, sondern möchte, vielleicht auch ein bisschen aus Buße für mein verpfuschtes Verhältnis zu meinen Kindern im Hintergrund bleiben. Außerdem befürchte ich, dass es viele Bittsteller gibt, wenn mein Name bekannt wird.
Im Moment liege ich gerade im Bett und überlege mir meine nächste wohltätige Aktion. Ich möchte ein Kinderhospiz unterstützen. Ich sehe die krebskranken Kinder, die mich in ihrem überwiegend aussichtslosen Zustand zaghaft anlächeln, wenn ich sie besuche. Ihre Blicke lassen mich nicht kalt. Ganz im Gegenteil, mich überlaufen warme und kalte Schauer. Mein Mitleid mischt sich mit dem Gefühl von Hilflosigkeit. Es steigt eine Trauer in mir hoch, die mich nicht wieder los lässt. Ich beginne zu schwitzen. Mir wird fast übel, bis ich…plötzlich aufwache. Ich blicke mich um. Ich sehe die Wände des Schlafzimmers meiner 2-Zimmerwohnung. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und bin einen Moment lang froh, dass die Bilder des Kinderhospizes verschwunden sind. Mir fährt der Schreck durch die Glieder, als ich mir vorstelle, dass ich Umschläge mit jeweils 10000.-€ verteilt habe. Irgendwie kann ich Traum und Realität noch nicht unterscheiden. Ich torkele aus meinem Bett hoch, greife mir einen Ordner, der auf dem gegenüber liegenden Regal steht und öffne ihn. Schlaftrunken, wie ich noch bin, kann ich die Buchstaben und Zahlen auf dem Kontoauszug vor mir nur verschwommen erkennen. 25630 Euro lese ich. Das ist das, was ich auf meinem Sparkonto habe. Sozusagen meine Alterssicherung, Noch alles da. Gott sei Dank! Ich kraule mir gedankenverloren meinen Nacken. Ich bin so froh, dass mein Traum vorüber ist. Ich werde etwas für das Kinderhospiz, das zwei Straßen weiter untergebracht ist, stiften, beschließe ich und wanke ins Bad.